Monster Truck

Foto: Dennis Feser
Foto: Dennis Feser

Home is Where The Heart Is

This house is not for sale
We proudly present a brand new export from Germany directly to the wonderful city of Lagos. German sausage is known to be the best sausage of the whole of Europe - possibly of whole world - and we are pleased to expand our small business to Nigeria! We welcome you to an authentic feeling of German "Gemütlichkeit" (i.e. something in between friendliness and coziness). Framed by the typical scenery of southern Germany - the picturesque peaks of the alps under glittering snow flakes - you can enjoy the typical smell of delicious sausages. Come in, experience the fun ride of your life! It only takes 10 Minutes.
In a forest setting you will have to unique opportunity to encounter some German fairy-tale characters. You can meet the scary witch of the "Hänsel und Gretel" story, who is widely know for her mouth-watering recipes, especially for cooking small children.
But you needn't be afraid! Sometimes you 'll be eating the food, sometimes you'll end up being the food... that's the way it goes. So take your chance, get your ticket! But you better hurry, for the audience is strictly limited. Only in December and only here in Lagos!
For this great and prizeless opportunity you don't need to come to Germany - we bring Germany to you! We are not just offering our sausages, but also our homeland – our heart! *For a welcome prize of 10 ₦*
For the first evening we have arranged for a welcome ceremony with a typical German "Schuhplattler" dance. We would be very very excited if you would give us the honours of joining our dance soiree. Be part of this magical branch of globalization!
We look forward to have you dancing with us!
Konzept: Monster Truck & Sebastian König
Premiere: 6.12.2012 Lagos_live Festival, Lagos, Nigeria
Koproduziert vom Goethe-Institut Lagos

Kulturbrücken zwischen Nigeria und Europa | Afrika | DW.DE |... von Thomas Mösch

Kulturbrücken zwischen Nigeria und Europa Ratlose Zuschauer und Filmküsse, die keine Küsse sind:
Wenn nigerianische und europäische Künstler aufeinandertreffen, müssen sie oft erst kulturelle Unterschiede erklären – sich selbst und dem Publikum. Ungewohnte Klänge hallen durch die Innenstadt von Lagos. Vor einer Alpenkulisse aus Plastik tanzen Nigerianer in Skelett-Kostümen zu bayerischer Volksmusik. Das Ganze ist Teil einer Performance der deutschen Gruppe Monster Truck: Auf einem Grill brät ein Schauspieler Würstchen – verkleidet als Märchenfigur „Gretel“ im Trachtenkleid. Über ihm, auf einem Stahlgerüst, wartet eine Hexe zwischen Plastiktannen auf die Gäste, die sich zu ihr hinaufwagen. „Was ist denn hier die Botschaft?“ - fragen sich die nigerianischen Zuschauer; aber auch einige Europäer unter ihnen sind ratlos. Eine Antwort bleiben die Künstler schuldig. Die Zuschauer sollten einfach das Neue auf sich wirken lassen, fordern sie. Mudi Yahaya hat mit der skurrilen Vorstellung kein Problem. Der Nigerianer ist selbst Performance-Künstler und hat auch schon mit Monster Truck zusammengearbeitet. Yahaya findet es überhaupt nicht schwer, mit deutschen Kollegen einen gemeinsamen Nenner zu finden. „Wir müssen nur die Fragen klären: Warum machen wir das alles? Warum ist Kunst für mich und für dich wichtig?“ sagt er, gestikulierend vor seinen Fotos von Männern, Frauen und Kindern, auf deren Körper er Schusslöcher und Wunden aus Wörtern geschminkt hat.
Einen gemeinsamen Nenner hat Mudi Yahaya auch mit Dennis Feser gefunden. Während Yahaya die Körper von Modellen gestaltet und dann fotografiert, arbeitet Feser mit seinem eigenen Körper. Zusammen mit seiner Partnerin Karin Then stellte Dennis Feser beim Lagos-Live-Festival des Goethe- Instituts auf drei Leinwänden ein Video vor, in dem er sich an verschiedenen Orten der Stadt in eine Art futuristischen Maskenmann verwandelt. Dazu nutzt er neben dem Naturmaterial Reisig auch Computerschrott. Arbeiten im öffentlichen Raum schwierig Yahaya hat schon in Deutschland mit Feser über dessen Kunst diskutiert: „Ich habe gelernt, dass Performance-Kunst nicht immer in Echtzeit passieren muss“, erzählt er. Feser habe ihm gezeigt, dass man eine Performance gestalten und dann später als Video zeigen kann. Trotzdem bleibe die besondere Aura der Performance erhalten, so Yahayas Erkenntnis. Für 2013 denken Feser und Yahaya über eine gemeinsame Ausstellung in Deutschland nach. Die größte Herausforderung sei es gewesen, in Lagos geeignete Orte für seine Aufnahmen zu finden, berichtet Dennis Feser. In der Öffentlichkeit sei man in Nigerias Metropole als Weißer immer sichtbar wie auf einer Bühne, sagt er. „Es gibt relativ wenig Tourismus, relativ wenige Europäer, die hier sind,“ so Feser. Man könne also nicht untertauchen. „Es ist auch unüblich, dass jemand aus Interesse lange an einem Ort verweilt und dort beispielsweise fotografiert“, erzählt er. Deshalb musste er mit seiner Partnerin nach ruhigen Orten suchen. Sie fanden ein altes Haus eines verstorbenen Architekten, das europäischen Bauhaus-Stil und afrikanische Elemente vereint. Dort drehten sie schließlich einen großen Teil des Videos. Yoruba-Schauspieler küssen anders Die Künstler vom „Theater im Bahnhof“ aus dem österreichischen Graz brauchen dagegen unbedingt die Bühne, um ihre Kunst aufzuführen. Sie produzierten kürzlich in Lagos gemeinsam mit nigerianischen  Kollegen das Theater-Stück „Kissin' in Yoruba Movies“ - auf deutsch: Küsse in Yoruba-Filmen. Die Hauptfiguren in dem Stück sind zwei Filmschauspieler, der Nigerianer Gafar Alau und sein österreichischer Kollege Rupert Lehofer. Alau gehört zu den Yoruba, einem der drei großen Völker Nigerias. Viele Werke der boomenden nigerianischen Filmindustrie „Nollywood“ sind in der Yoruba- Sprache aufgenommen. Der Regisseur Ed Hauswirth vom „Theater im Bahnhof“ hatte Alau bei einem Besuch in Lagos kennengelernt. Er erzählte ihm, dass ein Yoruba-Schauspieler gewisse Dinge nicht so direkt und eindeutig darstellen könne wie ein Österreicher – Küsse zum Beispiel. „Im Yoruba-Film kannst du nicht einfach irgendwie küssen. Du küsst mit Respekt, so dass der Kuss nicht einmal wie ein Kuss aussieht“, erklärte ihm Alau. Das machte Hauswirth neugierig, und er entwickelte das Stück „Kissin' in Yoruba Movies“, in dem Rupert Lehofer und Gafar Alau sich auf der Bühne kurze Szenen aus ihren Filmen angucken. Anschließend tauschen sie sich im Stil von Improvisionstheater und Stand-up Comedy über das Gesehene aus und erklären dem anderen, wie sie die Szene in ihrem Umfeld spielen würden. Kulturelle Regeln gelten auch im Film Wer sich nicht an die kulturell gesetzten Regeln halte, könne sich auch im wirklichen Leben nicht mehr auf die Straße trauen, erklärt Alau seine Lage als Schauspieler in Nigeria. Für seine österreichischen Kollegen war dies eine interessante Erkenntnis: Ein Yoruba-Schauspieler bleibt auch im Film Teil seiner Gemeinschaft. Er kann nie ganz in seiner Rolle aufgehen. In Europa unterscheidet das Publikum dagegen meistens genau zwischen der Person des Schauspielers und der Rolle, die er im Film verkörpert. Alaus österreichischer Kollege Lehofer hat während der Aufführung in Lagos noch eine andere Erfahrung gemacht: Die Europäer im Publikum reagierten anders als die Nigerianer: “Das Komische war, dass die Nigerianer immer sehr stark reagierten, wenn Gafar etwas gespielt hat. Die Europäer haben immer dann stark reagiert, wenn ich etwas gespielt habe“, so sein Eindruck von der Bühne aus. Er habe so etwas ähnliches allerdings erwartet, erzählt Lehofer: “Das Publikum muss mit den gleichen Klischees leben, um die Ironie oder den Witz einer Szene verstehen zu können.“