Monster Truck

Foto: Stephan Münnich
Foto: Stephan Münnich

Meltdown Redux

Sechs Performer sitzen auf Bierkästen in einer Reihe auf der leeren Bühne. Fünf tragen Barockkleider, der Sechste trägt ein Kleid aus Salami, darunter sind alle nackt. Die Zuschauer warten auf den Anfang.
Die ersten zehn Minuten vergehen. Hin und wieder trinken die ersten Performer Bier. Man sieht sich gegenseitig beim Zuschauen zu. Die Spielregeln der Performance sind folgende: Es passiert solange „gar nichts“, bis der erste Cue für eine Aktion kommt: Sobald ein Zuschauer den Raum verlassen hat, muss sich einer der Performer das Barockkleid ausziehen. Er bleibt solange nackt, bis der nächste Zuschauer die Vorstellung verlässt, was wiederum für den nächsten Performer das Zeichen ist, sein Kleid auszuziehen. Der Performer im Salamikleid hat die Aufgabe sein Kleid aufzuessen. Der gelangweilte Zuschauer, der geht, löst durch seine Verweigerung, das Stück weiter anzuschauen, eine Aktion aus. Er löst aus, dass sich ein Performer auszieht, verpasst aber selbst die Auswirkung seiner Interaktion. Es passiert etwas, nicht dadurch, dass der Zuschauer „mit macht“ sondern gerade durch seinen Entzug: Ein „Anti- Mitmachtheater“. Das Stück ist zu Ende, wenn der letzte Zuschauer gegangen ist oder wenn die Performer nicht mehr können. Der Zuschauer muss eine Grundentscheidung treffen, die er in jeder theatralen Situation treffen kann: will ich mir das anschauen? Oder gehe ich? Meltdown Redux untersucht die grundsätzliche Situation einer Theatervorstellung: das Ineinander-Greifen von Zuschauer-Erwartung und deren Verweigerung; das Verhalten von Performern und Zuschauern zu Aktion und Nicht-Aktion; das Zuschauen an sich.
Von und mit: Manuel Gerst, Sebastian König, Matthias Meppelink, Sahar Rahimi, Malte Scholz, Ina Vera
Premiere: 1.12.2005, Megafon-Festival Bochum